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Zahlreiche Vermisste nach Erdrutsch-Katastrophe im Wallis

Samstag, 14. Oktober 2000
Gondo - Das Walliser Dorf Gondo ist am Samstagvormittag durch einen gewaltigen Erdrutsch zur Hälfte zerstörtworden. Am späten Nachmittag waren laut Polizei noch zehn Personen vermisst. Tote waren bis dahin nicht geborgen worden. Das ganze Dorf wurde unter schwierigsten Bedingungen evakuiert.
«Sicher ist bisher, dass zehn Personen vermisst werden»,sagte der Walliser Polizeisprecher Markus Rieder aufAnfrage. Angaben zu allfälligen Todesopfern seien nichtmöglich, da bisher keine Personen geborgen worden seien.

Offenbar wurden mindestens drei Personen verletzt. DiePolizei sei daran, die Bevölkerung zu zählen und eine Listezu erstellen. Von mindestens drei Todesopfern hatte zuvorRolf Gruber vom Zollamt in Gondo gesprochen, der dieKatastrophe um ungefähr 10.30 Uhr miterlebte und sich anden Rettungarbeiten beteiligte.

Die vollständige Evakuierung des Dorfes lief am Nachmittagbei widrigen Wetterbedingungen auf Hochtouren. Wie dieWalliser Kantonspolizei mitteilte, sind Zivilschützer,Feuerwehr, Bergführer und zwei Rettungshelikopter imEinsatz. Ein Grossteil des ungefähr 200 Menschen zählendenDorfes war nach 15.00 Uhr bereits evakuiert und nachSimplon-Dorf gebracht worden. Laut Polizei gestaltete sichdie Rettung im südlichen Teil schwieriger, da die rund 20bis 30 Personen allesamt ausgegeflogen werden mussten. EineGruppe von ungefähr 40 Personen hatte sich in eine örtlicheZivilschutzanlage geflüchtet, deren Zugang durch Erde undSchutt blockiert wurde. Der Zugang müsse mit Baumaschinenfreigelegt werden, um die Betroffenen ebenfalls evakuierenzu können, schreibt die Polizei.

Wie der Walliser Polizeikommandant Carlo Kuonen im einemBericht von Radio DRS sagte, steht ein Einsatz der Armeenicht zur Diskussion. Es seien genügend Hilfskräfte vor Ortund es könne gar nicht mehr getan werden. «Die Evakuierungsoll so schnell wie möglich abgeschlossen werden, denn esherrscht weiterhin eine latente grosse Gefahr», sagteKuonen.
/sda