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Proteste bei Weltklimakonferenz in Den Haag

Montag, 13. November 2000
Den Haag/Köln - Zu Beginn der Weltklimakonferenz in Den Haag haben Umweltschützer die USA beschuldigt, sich um die nötigen Schritte zur Reduktion von Treibhausgasen drücken zu wollen.
Die Vereinigten Staaten suchten nachSchlupflöchern und buchhalterischen Tricks, hie es amMontag in einer gemeinsamen Erklärung mehrererOrganisationen. Rund 10.000 Teilnehmer aus mehr als 180Staaten und Vertreter internationaler Organisationen,Umwelt- und Industrieverbänden wollen in den kommenden zweiWochen über die Klimaschutzvereinbarung von Kyotodiskutieren und über weitere Reduktionen der Emission vonTreibhausgasen verhandeln. Bundesumweltminister JürgenTrittin sagte, er erwarte harte Verhandlungen.In Den Haag geht es um die Umsetzung der Verpflichtung,bis zum Jahre 2012 die Emission von Kohlendioxid undanderen Treibhausgasen weltweit um 5,2 Prozent zuverringern. Die EU-Umweltminister sind sich einig, dass dieIndustriestaaten mindestens die Hälfte ihrerReduzierungsleistungen im eigenen Land erbringen müssen.

Damit wäre die Anwendung der so genannten flexiblenMechanismen nur begrenzt erlaubt. Zu diesen Mechanismenzählen der Emissionshandel zwischen Ländern, die ihre Zieleübererfüllen und solchen, die ihre Vorgaben nicht einhaltenkönnen, sowie ein Engagement in Klimaschutzprojekte andererLänder, die sich das Förderland anrechnen lassen könnte.

Die USA hingegen treten für einen unbeschränkten Handelmit der Luft ein. In seiner Rede vor der Klimakonferenzwies der amerikanische Delegierte David Sandalow Vorwürfezurück, dass die Vereinigten Staaten sich nicht deutlich umEmissionsreduzierung bemühten. Bei einemWirtschaftswachstum von vier Prozent sei der Aussto vonTreibhausgasen nur um ein Prozent gestiegen, sagte er.Zwtl: Appelle an die USATrittin versicherte in Berlin, er wolle sich dafüreinsetzen, dass die Industrienationen dieKlimaschutzverpflichtungen von Kyoto umsetzen. «Sollen sichUSA, Japan und andere die Reduktionen in Osteuropagutrechnen lassen für sich?» erklärte Trittin im WDR. «Dasagen wir: Das kann nur geschehen in einem sehr begrenztenUmfang und ergänzend zu Reduktionen im eigenen Land.»Deutschland plädiere dafür, dass Länder, die sich nicht andie Verpflichtungen halten, in einen Sanktionsfonds zahlensollen, aus dem weltweit Klimaschutzmanahmen finanziertwürden.Die Klimakonferenz müsse verhindern, dass über den Handelmit Emissionsrechten keine wirkliche Minderung derTreibhausgas-Emissionen erreicht werde, sagte der Chef derUN-Umweltbehörde, Klaus Töpfer, im WDR. Derstellvertretende Vorsitzende derCDU/CSU-Bundestagsfraktion, Klaus Lippold, appellierte andie USA, ein positives Signal zu setzen.Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche inDeutschland EKD, Manfred Kock, äuerte sich besorgtdarüber, dass in vielen Ländern statt einer Absenkung derEmissionen die flexiblen Mechanismen im Zentrum derBemühungen stünden. Es sollte den reichen Ländern nichterlaubt werden, «sich aus der Verantwortung, ihre eigenenEmissionen drastisch zu reduzieren, freizukaufen», mahnteer.

Der Leiter des UN-Komitees für Klimaveränderungen, RobertWatson, erklärte in seiner Eröffnungsrede, das Weltklimasei von Beginn der letzten Eiszeit bis Mitte des 20.Jahrhunderts stabil gewesen. Im kommenden Jahrhundert seiaber ein Temperaturanstieg von sechs Grad möglich.
klei/AP