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Japan gedenkt folgenschwerster Umweltkatastrophe

Angehörige tausender Opfer verlangten Genugtuung.
Montag, 1. Mai 2006
Tokio - Japan hat der Opfer der folgenschwersten Umweltschädigung der Nachkriegszeit gedacht.
Vor 50 Jahren war die südjapanische Stadt Minamata in die Schlagzeilen geraten, als quecksilberhaltige Abwässer eines Chemiewerks schwere Erkrankungen wie Nervenschäden und Missbildungen bei Neugeborenen verursacht hatten. Von den 2955 anerkannten Opfern der seit dem 1. Mai 1956 offiziell bestätigten Minamata-Krankheit sind bis Ende März diesen Jahres 2009 Menschen gestorben. Doch mehr als 3800 weitere Menschen beklagen noch immer, ebenfalls von der Krankheit betroffen zu sein.

Rund 1000 Bürger, darunter Patienten und Hinterbliebene sowie Japans Umweltministerin Yuriko Koike wollten laut Medienberichten am Montag in einem Park an der einst versuchten Bucht der Stadt an einer Gedenkfeier teilnehmen.

Ein Chemiewerk der Firma Chisso hatte jahrelang die quecksilberhaltigen Abwässer unbehandelt in die Bucht eingeleitet, wodurch Fische und Muscheln verseucht wurden. Menschen und Tiere, die diese Meerestiere assen, starben, bei anderen traten schwere physische und mentale Folgeerscheinungen auf, Babies vergifteter Mütter kamen mit schweren Missbildungen auf die Welt.

Öffentliche Anerkennung verwehrt

Wie auch bei anderen folgenschweren Umweltschädigungen der Nachkriegszeit waren die Opfer auf sich allein gestellt, wenn sie um die Anerkennung ihrer Erkrankungen kämpften. Die japanische Regierung hatte damals ganz auf die wirtschaftliche Expansion des Landes gesetzt; eine öffentliche Behandlung der Umweltskandale passte da nicht ins Bild.

Ende der 60er Jahre aber setzte ein tiefgreifender Umdenkprozess ein. Japan erhielt damals das laut Experten wohl fortschrittlichste Gesetzeswerk zum Umweltschutz. Darin wurde das Verursacherprinzip und grundsätzlich Schadensersatzpflicht festgesetzt. Im Jahre 1971 wurde ein nationales Umweltamt gegründet.

fest/sda